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sww 05 headWandergruppe wandert auf den Spuren von Mensch-Zeit-Erde in Kappel-Freiburg

Mit 5 Personen startet eine kleine Gruppe von 5 Personen in Freiburg-Kappel in der Nähe des Rathauses. Das Herbstwetter am Sonntag, dem 29. September, ist sehr schön, doch die Lufttemperatur ist ungewohnt herbstlich frisch.

Im idyllischen Kappler Tal wurde der Themenweg 2020 angelegt und informiert über dessen Geschichte und Kultur, sowie Natur und Umwelt. Dabei erfahren wir auch, dass es hier eine 5,3 km lange Materialseilbahn für den Erztransport gab, eine 6,7 km lange "U-Bahn" für Bergleute - und einen Stollen für Hebammen! Zahlreiche Holzskulpturen des Künstlers Thomas Rees befassen sich mit aktuellen Themen wie Erderwärmung und auch Corona. Durch die Verkehrsabgeschiedenheit des Kappler Tals genießen wir unterwegs die Natur pur mit allen ihren Geräuschen.

Durch das verwinkelte Zentrum von Kappel bis zum Sportplatz folgen wir der kleinen Rauten mit der Aufschrift „Mensch-Zeit-Erde“, die den Themenweg markieren. Am Sportplatz braucht es eine Weile bis der Einstieg zum Wanderweg gefunden ist. Der Themenweg führt entlang mehrerer Skulpturen von Thomas Rees, der seine Holzschnitzarbeiten gerne am stehenden Baumstamm bearbeitet, weil die Proportion und die Ansicht dann eine ganz andere sind. Thomas Rees macht aus alten Bäumen Skulpturen – je knorriger und verwachsener das Holz ist - desto besser. Dabei kommen skurrile, nachdenkliche, manchmal schaurige oder einfach nur humorvolle Werke heraus. Einige Werke von Thomas Rees, wie „Agatha L2“, Erderwärmung, Biosphärenteufel etc. sind hier zu bewundern.

Auf unserer Wanderung kommt kaum jemand ins Schwitzen, da die Lufttemperatur herbstlich frisch ist und wir immer wieder Pausenzeiten zum Betrachten des Sehenswerten brauchen. Eine kurze Vesperpause genießen wir mittags im Sonnenschein an der Stollenhütte. Von einem Mitglied des Vereins Stollenhütte lassen wir uns die großzügig gebaute Übernachtungshütte zeigen, die nur durch Mitglieder des Vereins zu mieten ist.

Weiter führt uns der Themenweg über breite Waldwege oder auch einer Asphaltstraße an kleinen, klaren, plätschernden Bächen und Relikten aus alten Zeiten des Bergbaus vorbei ins hintere Kappeler Großtal.

Der Freiburger Ortsteil Kappel war bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts vom Bergbau geprägt. Vom ausgehenden Mittelalter bis ins Jahr 1954 wurde im Kappler Tal Bergbau betrieben. Der Ortsname rührte wahrscheinlich von der Kapelle, die im Ortszentrum, also dort wo die beiden Täler (Großtal und Kleintal) sich vereinen, zu finden ist. Damals besaß das Kloster Oberried die Ortsherrschaft über Kappel. Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Gruben und Schmelzanlagen mehrfach geplündert und zerstört. Erst um 1730 wurde erneut nach Erz gegraben. Es entstanden in der Nähe des späteren Bergmannsheims eine eigene Bergmannssiedlung mit Unterkunft, Zechenhaus, Poch- und Schmelzhütte. Der große Erfolg blieb jedoch aus. Zum Ende der vorderösterreichischen Herrschaft im Breisgau 1803/05 wurde der Bergbau in Kappel ganz eingestellt. Ein neuer Aufschwung setzte 1935 ein, als die kapitalkräftige „Stolberger Zink AG“ die Gruben am Schauinsland erwarb. In dieser Zeit entstanden auch die Häuser der Molzhofsiedlung, eine Siedlung für die Bergarbeiter im hinteren Großtal. Jedoch der Kriegsverlauf zwang nach und nach wieder zu massiven Einschränkungen, bis schließlich im Mai 1945 der Betrieb völlig eingestellt werden musste. Nach dem 2. Weltkrieg wurde im Herbst 1946 noch einmal mit der Arbeit im Bergbau begonnen. Doch nach 1950 kam der Absatz aufgrund der fallenden Preise für Zink und Blei ins Stocken. Zugleich ging der Erzgehalt in den Stollen merklich zurück. Letztendlich schließt die „Stolberger Zink AG“ das Kappler Bergwerk am 2. November 1954. Die Anlagen werden zum Großteil demontiert, die meisten Gebäude abgerissen. 1956 erlag die Aufbereitung einem Großbrand.

Unsere Rundwanderung vereinte den vor Ort ausgeschilderten kleinen Rundweg durch das vordere Kappler Tal (7 km, 160 Hm) mit dem großen Rundweg durch das Großtal und dem hinteren Kappler Tal (12,8 km, 410 Hm). Nach einer Dauer von 6 Stunden, einer Länge von 16,9 km im mittleren Schwierigkeitsgrad mit 625 hm auf- und ab erreichen wir wieder die Ortsmitte von Kappel.

Für einen abschließenden Kaffee mit Kuchen fahren wir mit dem Auto nach Littenweiler und kehren in den Waldgasthof St. Barbara ein, wo wir relaxt den Wandertag ausklingen lassen.

Text und Bilder: Veronika Kirchner

 

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